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Servicemarkt: Spezialisten werden „Allrounder“ überholen

Gemeinsame Innungsversammlung der Kölner Auto-Innungen.

Wie entwickeln sich Umsatzvolumen und Beschäftigung im automobilen Servicemarkt? Wie wirken sich Digitalisierung und Elektrifizierung aus? Welche Handlungsfelder bieten sich Unternehmern? Die aktuelle IfA-Studie „Servicemarkt 2040“ stand im Mittelpunkt der Herbst-Versammlung der Kölner Auto-Innungen. Gemeinsam eröffneten Obermeister Stefan Bäckmann (Kfz-Innung Köln), Obermeister Oliver Nienhaus und sein Stellvertreter Arndt Hürter (Karosseriebauer-Innung Köln) sowie Geschäftsführerin Claudia Weiler die Mitgliederversammlung am 10. November 2023 vor vollem Haus. Im historischen Ambiente des Wasserturm Hotels Cologne diskutierten mehr als 120 Teilnehmer Perspektiven und Strategien im Servicegeschäft. Das Fazit mit klarem Handlungsauftrag an die Mitglieder: Der Markt verändert sich mit äußerst hoher Dynamik, und nur wenn alle näher zusammenwachsen, lassen sich die Herausforderungen dieses Umbruchs meistern!

Vorweg gingen Regularien sowie Rückschau und Ausblick 2024. Im Rückblick des Innungsjahres 2023 bildete die Lossprechungsfeier den Höhepunkt. Erstmals hatten beide Innungen im Sommer zur gemeinsamen Lossprechung für die Ausbildungsberufe Kfz-Mechatroniker, Karosserie- und Fahrzeugbaumechaniker sowie Fahrzeuglackierer eingeladen. Rund 200 junge Menschen hatten 2023 ihre Ausbildung in einem Autoberuf abgeschlossen. Nach der filmischen Retrospektive auf die Veranstaltung bedankte sich die Versammlung unter Applaus bei den Sponsoren für die wörtlich „gelebte Partnerschaft“ und legte den neuen Termin auf den 4. Juli 2024 fest.

Den hohen Stellenwert der Gesellenprüfung betonte Stefan Bäckmann und verwies auf das neue Prüfungskonzept: „Mit der geballten Kompetenz in den Mitgliedsbetrieben hält die Innung die Qualität der Prüfung hoch.“ Ab Sommer 2024 werden die Auszubildenden im Beruf Kfz-Mechatroniker die praktische Prüfung in Innungsbetrieben selbst abgelegen. Dazu wurden bereits elf Betriebe als Prüfungsstandort zertifiziert. Urkunden gingen an Autohaus Bäckmann, Auto Service Faul, Auto Strunk, Curt Richter, Iveco West Nutzfahrzeuge, Kfz Parsch, Mercedes-Benz Niederlassung Köln / Leverkusen, Procar Automobile, R&S Mobile, Scania Vertrieb und Service sowie Wiemer Automobile. Sodann wurden die Prüfungsausschüsse per Nachwahl der Arbeitgeber Andre Nürnberg (Iveco West Nutzfahrzeuge), Matthias Jacobs (Curt Richter) und Ferhat Gündüz (Scania Vertrieb und Service) fachkundig verstärkt. Eine Woche zuvor hatte der Gesellenausschuss bereits die Arbeitnehmer Ibrahim Maatouk und Bujar Kadrii (Auto Strunk), Aljosha Parsch (Kfz-Parsch) und Dennis Wenta (Redo Reifen + Autozubehör) als neue Prüfer gewählt.

Den inhaltlichen Schwerpunkt der Tagung bildete der Impulsvortrag von Prof. Dr. Benedikt Maier mit Auszügen aus der aktuellen Studie „Servicemarkt 2040“ des Institutes für Automobilwirtschaft (IfA). Einleitend rief Arndt Hürter die Kollegen dazu auf, trotz aktuell voller Auftragsbücher den Blick auf die strategische Ausrichtung des Unternehmens zu wahren und sich proaktiv dem unweigerlich eintretenden Wandel zu stellen. Als Treiber der Veränderungen identifizierte Prof. Maier den noch unklaren Zugang zu Fahrzeugdaten, immer komplexere Fahrzeuge, E-Mobilität, mehr gesteuerte Werkstattaufträge und Mangel an Fachkräften. In der Folge würden Spezialisten gewinnen, während es für Werkstätten als „Allrounder“ schwerer werde. Die Studie liefert Strategieoptionen für Werkstätten und benennt konkrete Ansätze, um diese zu erschließen.

Die spätere Podiumsdiskussion mit Thomas Aukamm (Zentralverband Karosserie- und Fahrzeugbau) und Dr. Kurt-Christian Scheel (Zentralverband Deutsches Kfz-Gewerbe) behandelte Themen wie Nachwuchsgewinnung, DATA ACT und SERMA. Mit Bezug auf das Geschäft der Schadensteuerung betonte Oliver Nienhaus: „Im Wettbewerb mit den großen Playern um Fachkräfte brauchen wir mehr Geld, um den Gehaltsansprüchen unser Mitarbeiter gerecht zu werden, diese gegen Abwerbeangebote halten und morgen noch existieren zu können.“ Dazu forderte er von Versicherern ein partnerschaftliches Miteinander ein: „Nur im Schulterschluss können wir morgen noch gut zusammenarbeiten.“

Weitere Punkte standen auf der Agenda. Beide Innungen wählten Rechtsanwalt Volker Görzel, Fachanwalt für Arbeitsrecht in der Kölner Kanzlei HMS.Barthelmeß Görzel zum neuen Vorsitzenden des Lehrlingsschiedsgerichtes. Er folgt auf Ulrich Schwerdtfeger, der das Amt 43 Jahre innehatte. Als neues Mitglied der Kfz-Innung hieß Stefan Bäckmann vor der Versammlung Gregor Obluda im Kreis der Kollegen willkommen. Er hat den Kfz-Betrieb Harald Dirks in Köln-Nippes übernommen. Die Teilnehmer bedankten sich bei Dietmar Neubauer, Martin Vertrieb, für das Sponsoring der Veranstaltung. Die nächste wiederum gemeinsame Versammlung der Kölner Auto-Innungen wird am 26. April 2024 stattfinden. 

Foto: Die Zukunft des automobilen Servicemarktes diskutierten (v.l.) Stefan Bäckmann (Kfz-Innung Köln), Geschäftsführerin Claudia Weiler, Dr. Kurt-Christian Scheel (ZDK), Prof. Dr. Benedikt Maier (IfA), Thomas Aukamm (ZKF) sowie Oliver Nienhaus und Arndt Hürter (Karosseriebauer-Innung Köln).

 

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